Neuraltherapie – kleine Spritze große Wirkung
Mit gezielten Injektionen eines örtlichen Betäubungsmittels, wie Procain, kann nicht selten nach den Beobachtungen einzelner Therapeuten, der Teufelskreis von chronischen Entzündungen, die beständige Beschwerden verursachen, unterbrochen werden.
Je nach Lokalisation der Entzündungen lassen sich verschiedene Formen der Neuraltherapie unterscheiden:
Die Segmentherapie
Jeder Nerv, der aus dem Wirbelkanal abgeht erreicht einen bestimmten Bereich des Körpers. Dieser Bereich steht unter dem Einfluss dieses s. g. Spinalnervs.
Zu jedem Spinalnervenpaar gehören s. g. Hautzonen.
Über diese paarig angeordneten Spinalnerven erreichen Gefühlswahrnehmungen, wie z. B. Schmerzen das Rückenmark und darüber auch das Gehirn.
Das Gehirn gibt über die Spinalnerven Befehle (Schmerz) weiter an z. B. die Muskeln. Diese sorgen dann für die Schonhaltung. Die sensiblen Hautnerven verteilen sich auf bestimmte Zonen, den Dermatomen. Die sind wiederum den Spinalnerven zugeordnet.
Ein Beispiel: Ein Patient klagt über Schulterschmerzen. Diese Schmerzen werden an den Spinalnerv C 5 (C steht für Halswirbelsäule) übermittelt.
Der Patient wird bei einer Neuraltherapie mit einem Neuraltherapeutika über die zu C5 gehörige Hautzone und an der Gelenkskapsel behandelt. Er bekommt eine Quaddel (i.c Injektion) unter die Haut gesetzt. Damit kann man den Nervenreiz und die damit verbundenen Schmerzen dämpfen.
Die pathophysiologischen Vorstellungen, die der Neuraltherapie zugrunde liegen, sind zwar weitgehend mit der evidenzbasierten Medizin, landläufig Schulmedizin genannt, deckungsgleich, nicht aber die empirischen Erkenntnisse über die Wirkungsweise der Neuraltherapie bei diesen Störungen. Dazu existieren kaum valide Studien.
Erweiterte Segmenttherapie
Diese Therapieart führt man in der Nähe von Nervenknoten, den Ganglien des vegetativen Nervensystems durch. Damit will man erreichen, dass sich das Vegetative Nervensystem regeneriert und entspannt. Der Heilpraktiker darf hier keine Lokalanästhetika verwenden. Er führt diese Art der Injetkion mit NaCl oder naturheilkundlichen Therapeutika aus, die für eine subcutane Injektion zugelassen sind.
Behandlung der Störfelder
1940 entdeckte der Mediziner Huneke empirisch, wissenschaftlich nicht belegt, die Fernwirkung von Störfelder auf einen anderen Bereich des Körpers. Er vermutete, dass Störfelder den Gesamtorganismus schwächen. Unter Störfelder verstand man damals chronische Entzündungsherde.
Heute werden diese Entzündungsherde ebenso wie Narben als neuromodulative Triggerpunkte bezeichnet. Diese Triggerpunkte aktivieren zwei Stressachsen im Körper
1- schnelle Achse über das Nervensystem
2- langsame Achse über das Hormonsystem
Der Körper soll wegen der Daueraktivierung des sympathischen Systems nicht mehr in der Lage sein, sich zu erholen und werde krank. Der Körper zeige die Beschwerden dort, wo seine natürlichen Schwachstellen liegen.
Es kann nach dieser Hypothese sehr wohl ein kaputter Zahn Kniebeschwerden verursachen.
Um diese Störfelder auf zu finden ist es wichtig eine genaue Anamnese und Untersuchung des Patienten durch zu führen.
Ist der Störenfried gefunden wird an der Stelle unter die Haut das Neuraltherapeutikum injiziert. Um das Nervensystem „umzuprogrammieren“ sind zwischen 3 bis 5 Sitzungen notwendig.
Dieses moderne Verständnis der „Störfelder“ ist zwar ganz auf der Linie der aktuellen Neurophysiologie und Neuropathologie, aber diese Wirkhypothesen bedürfen noch der wissenschaftlichen Beweisführung.
Mit Neuraltherapie können aus Sicht der Neuraltherapeuten und den Beobachtungen einzelner Therapeuten z.B. folgende Erkrankungen behandelt werden:
- Narbenentstörung und Aktivierung von Hautsegmenten zur Unterbrechung des Schmerzgedächtnisses sowie die bessere Durchblutung des Gewebes und der Organe
- Frauenleiden, wie z. B. unerfüllter Kinderwunsch, Regelbeschwerden, Klimakterium.
- Verspannungen die zu Gelenksschmerzen und Wirbelsäulenbeschwerden führen.
- Verdauungsstörungen mit Durchfall und Verstopfung
- Krampfzustände, die mit Kopfschmerzen und Schwindel einhergehen.
Wie schon oben erwähnt, steht die evidenzbasierte Medizin als wissenschaftliche Disziplin, nicht unbedingt einzelne Klinikärzte und niedergelassene Ärzte der Neuraltherapie ablehnend gegenüber. Ausreichende wissenschaftlich valide Studien zum Beweis der Wirkung und Wirksamkeit fehlen, so dass die genannten Anwendungsgebiete und Wirkungsweise den Beobachtungen der Entwickler und einzelner Therapeuten entsprechen.